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SR Jonas Unterholzner vom TSV Velden steigt in die Landesliga auf

„Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.“ wusste schon Deutschlands Fußballkaiser Franz Beckenbauer. In Zeiten des Videoschiedsrichters hat sich diese Aussage für den Profifußball zwar etwas relativiert, aber im Amateurbereich müssen die Schiedsrichter nach wie vor im Bruchteil einer Sekunde die Situationen einschätzen und die Spiele mit Fingerspitzengefühl leiten. Einer dieser Schiedsrichter ist Jonas Unterholzner vom TSV Velden. Nach nur einem Jahr im niederbayerischen Oberhaus hat er nun alle Prüfungen erfolgreich absolviert und steigt als Schiedsrichter in die Landesliga und als Assistent in die Regionalliga auf. Trotz seiner erst 21 Jahre ist Jonas mittlerweile schon in seinem achten Jahr als Unparteiischer aktiv und konnte in über 300 Spielen bereits einige Erfahrungen sammeln. Die Verantwortlichen des TSV Velden sind unglaublich stolz, so einen aufstrebenden Referee in den eigenen Reihen zu haben. Abteilungsleiter Max Klaffl: „Wir gratulieren Jonas von Herzen zu seinem Aufstieg und freuen uns, dass er die Farben des TSV nun bayernweit vertreten kann. Wir wünschen ihm weiterhin viel Erfolg und immer ein glückliches Händchen bei seinen Entscheidungen.“

Was hat Dich dazu bewegt, Schiedsrichter zu werden?
Fußball war schon immer präsent in meinem Leben, hauptsächlich wegen meines Bruders, mit dem und seinen Freunden ich früher regelmäßig auf dem Bolzplatz gespielt und manchmal auch nur zum Spaß Schiedsrichter gemacht habe. Später habe ich mich dann entschieden, die offizielle Schiedsrichter-Prüfung zu machen.

Wie wird man Schiedsrichter und wie hast Du die einzelnen Schritte gemeistert?
Im April 2014 hatte ich nur zwei Wochen nach dem Neulingslehrgang, bei dem vor allem die organisatorischen Abläufe und die 17 Regeln im Mittelpunkt stehen, meinen ersten Einsatz als Referee beim Spiel des TSV Vilslern in der Bezirksoberliga der Frauen. Dabei stand mir ein langjähriger Schiedsrichter mit Rat und Tat zur Seite. Er teilte mir vor Spielbeginn die wichtigsten Punkte mit und gab mir auch in der Halbzeitpause Tipps, wie ich meine Spielleitung verbessern konnte. Nur ein Jahr später wurde ich bereits das erste Mal in den Talentekader der Schiedsrichtergruppe eingeladen. Dieser traf sich alle zwei Monate um gezielt Situationen aufzuarbeiten und um bei den obligatorischen Regeltests die Kenntnisse zu prüfen. Im August erfolgte meine erste Ansetzung als Schiedsrichter-Assistent in der Bezirksliga und bald darauf stand, ebenfalls noch in der Funktion des Assistenten, auch das erste Kreisliga-Spiel unter Beobachtung an. Dabei erfolgt eine Beurteilung der Entscheidungen des Schiedsrichter-Teams durch einen erfahrenen Schiedsrichter vor Ort. Nach dem Spiel ist einem Bericht die Note für die Gesamtleistung der Spielleiter sowie eine Abhandlung der Schlüsselszenen zu entnehmen und im sogenannten Coaching werden dann Verbesserungsansätze erarbeitet.  Zur Saison 2019/20 konnte ich dann den nächsten Schritt machen und mit meinem Assistenten-Team nach sehr guten Spielleitungen den Aufstieg in die Bezirksliga realisieren. Dieses Niveau konnte ich in der vergangenen, sehr herausfordernden Saison bestätigen, sodass ich für die kommende Spielzeit in die Landesliga berufen wurde und Assistent in der Regionalliga Bayern sein werde. Das hat mein Team und mich natürlich sehr gefreut, von den jeweiligen Verantwortlichen dieses Vertrauen entgegengebracht zu bekommen!

Welche sportlichen Anforderungen werden an einen Schiedsrichter gestellt?
Grundsätzlich muss man natürlich über eine gute Fitness verfügen, um dem Geschehen in jeder Phase des Spiels folgen zu können. Die Anforderungen, um sich zu qualifizieren, erhöhen sich mit jeder weiteren Spielklasse. Beim Neulingslehrgang mussten wir lediglich einen Kilometer in acht Minuten zurücklegen, was nicht die größte Herausforderung war. Jetzt für die Landesliga enthält die Laufprüfung sechs 40 Meter-Sprints, gefolgt von acht Runden des High-Intensity-Tests, einem Intervalllauf aus Sprint- und Gehphasen.

Welches waren die Highlights in Deiner Schiedsrichterlaufbahn?
Als erstes Highlight kann man sicherlich meinen Einsatz als einer der sechs Schiedsrichter bei der Sparkassen-Mini-WM 2014 auf dem Sportgelände der SpVgg Landshut festhalten. Ich erinnere mich noch gut daran, als unser damaliger und mittlerweile leider verstorbener Obmann Werner Leuermann mich nach einer Spielbeobachtung gefragt hat, ob ich einer der Schiedsrichter vor Ort sein will. Besonders hängengeblieben ist dabei mein erster Kontakt mit dem damaligen FIFA-Elite-Schiedsrichter Wolfgang Stark. Das nächste Highlight meiner bisherigen Laufbahn war sicherlich der einwöchige Lehrgang im österreichischen Faak am See im Juli 2018, zu dem neben 40 österreichischen Schiedsrichtertalenten jedes Jahr zwei niederbayerische Vertreter ins Bundessport- und Freizeitzentrum Kärnten eingeladen werden. Und klar, der Aufstieg in die Landesliga ist auch ein Highlight, die Schiedsrichtergruppe Landshut und meinen Heimatverein über die niederbayerischen Grenzen hinweg in ganz Bayern repräsentieren zu dürfen.

Wo soll Dein Weg hinführen, was sind Deine Ziele als Schiedsrichter?
Ich glaube, ich spreche für einen Großteil aller Schiedsrichter, wenn ich sage, dass ich davon träume, mal in einem großen Stadion ein Spiel leiten zu dürfen. Man wird sehen, was meine Laufbahn noch für mich bereithält, aber wenn ich mich daran erinnere, welche Atmosphäre es war, ein Relegationsspiel vor nahezu 1000 Zuschauern zu leiten, dann bekommt man natürlich schon Lust darauf, öfter vor solchen Kulissen zu pfeifen.
Wann bist Du mit Deiner Leistung in einem Spiel zufrieden
Man hört ja immer wieder, dass es am besten ist, wenn der Schiedsrichter nach dem Spiel kein Gesprächsthema ist. Das deckt sich auch mit meiner Meinung. Wenn ich nach dem Spiel vom Platz gehe und keiner großartig was will, dann ist das immer schon mal ein gutes Zeichen. Ich sehe mich als Schiedsrichter viel mehr in der Funktion, das Spiel zu begleiten als es zu entscheiden.

Wie gehst Du mit einem Spiel um, wenn Du merkst es läuft nicht und wie verarbeitest Du das fürs nächste Mal?
Es kommt natürlich von Zeit zu Zeit vor, dass man nicht sofort ins Spiel findet, die ersten Entscheidungen nicht sitzen oder man einfach keinen guten Draht zu den Spielern findet. Ich versuche mich nach Fehlentscheidungen oder strittigen Situationen auf den Rest des Spiels zu konzentrieren und alles davor abzuhaken – ich meine, ändern kann ich es dann eh nicht mehr, nur noch schauen, dass der Rest des Spiels fehlerfrei über die Bühne geht. Nach dem Spiel bespreche ich mich dann mit meinen Assistenten und gehe manche Szenen mit ihnen, meinem Coach oder dem Beobachter nochmal durch und versuche herauszuarbeiten, wieso die Situation nicht ideal gelöst wurde und wie ich es verhindern hätte können. Je nach Spielklasse kommt auch noch das Videostudium der Aufzeichnungen vom Spiel dazu, das oftmals auch nochmal entscheidende Hinweise gibt, wie ich es besser machen hätte können. Am Schluss gilt es aber, aus Erfahrungen der vorherigen Spiele zwar zu lernen, sich allerdings nicht zu lange damit aufzuhalten und im nächsten Spiel immer noch im letzten Spiel festzuhängen.

Wie bereitest Du Dich auf eine Partie vor? Hast Du ein Ritual vor dem Spiel?
Die Vorbereitung beginnt schon einige Tage vor dem Spiel, einerseits geht es dabei um die Abstimmung mit den Assistenten für die gemeinsame Anreise zum Spielort, andererseits schaue ich mir die letzten Ergebnisse und ggf. besondere Vorkommnisse der beteiligten Mannschaften an, um einen Eindruck zu haben, wie die Stimmung bei den Vereinen gerade so ist. Ein Ritual vor dem Spiel habe ich eigentlich nicht, allerdings muss ich gestehen, dass ich das Duschen nach dem Spiel ab und zu etwas zelebriere, weshalb ich von meinen Assistenten regelmäßig aufgezogen werde, dass ich so lange brauche (lacht).
Wer ist für Dich aktuell bester Fußballer?
Das ist eine schwierige Frage, auf Top-Niveau gibt es einige herausragende Spieler. Ich finde es allerdings sehr beeindruckend, dass es Robert Lewandowski geschafft hat, trotz seiner Verletzungspause die bisher magische Tormarke von Gerd Müller zu knacken.

Welche Stärken sind für einen Schiedsrichter enorm wichtig?
Essentiell ist natürlich die körperliche Fitness, aber auch die Regelsicherheit. Außerdem kann es gerade in höheren Ligen helfen, wenn man ein gewisses Spielverständnis mitbringt und Spielzüge frühzeitig antizipieren kann, um nicht überrascht zu werden. Besonders wichtig ist aber die Fähigkeit, auch in kritischen Situationen einen kühlen Kopf und den Überblick zu bewahren. Das sichere Auftreten kommt mit der Erfahrung und man lernt von Spiel zu Spiel immer wieder ein paar neue Dinge dazu, wie man es noch weiter verbessern kann. Ich versuche immer, den Spielern auf Augenhöhe zu begegnen, das macht das Miteinander auf dem Feld meist deutlich einfacher.

Wo werden wir Dich in den nächsten 5 Jahren sehen?
Wie gesagt träumt jeder von den großen Spielen, vielleicht sogar einem WM-Endspiel. Für die nähere Zukunft gilt es für mein Team und mich jetzt aber erstmal, sich in die neue Spielklasse hineinzufinden und die Leistungen weiterhin auf hohem Niveau zu halten. Danach ist es natürlich mein Ziel, auch in der Landesliga vorne mitzumischen und um den Aufstieg mitzupfeifen.

 

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